Sonntag, 26. Dezember 2010

Segeln im Golf von Neapel

Fotostrecke Segeln im Golf von Neapel an Bord SLEIPNIR IV

Der Golf von Neapel bietet mit seinen vorgelagerten Inseln Procida, Ischia und Capri ein phantastisches Segelrevier. Das Klima wird durch sehr warme,  trockene Sommer und niederschlagreiche und milde Winter geprägt. Die  Lufttemperaturen liegen im Sommer bei 26 bis 30°C mit Höchsttemperaturen über 30 °C. Im Winter liegen die Werte bei 12 °C bis 16 °C. Fast den gesamten Sommer über herrschen unter dem Einfluss des subtropischen Hochdruckgürtels beständige Wetterlagen vor; die erst Ende September / Anfang Oktober Tiefdruckeinflüsse wieder zulassen.


Der Wind. Vormittags nahezu windstill, kommt gegen Mittag ein Seewind aus südwest auf, der schnell drei bis fünf Windstärken erreicht. Erst nach Sonnenuntergang läßt er wieder nach.
Der Seegang und das Wellenbild in der Bucht von Pozzuoli ist von kreuzenden Wellen alter und neuer See von einem halben bis einem Meter, sowie stark von Motorboot-Wellen geprägt. Weiter draußen wird die Beständigkeit größer aber die Höhe nicht geringer. Um bei diesen Verhältnissen die Segel zum Stehen zu bringen ist mehr als eine leichte Briese erforderlich. Ansonsten wiegt das Boot nur hin und her und die Segel hauen einem um die Ohren. Sleipnirs Außenbordmotor ist unter diesen Bedingungen nicht einsetzbar.
Das Wasser in Küstennähe ist stark durch die Einleitungen der Millionenmetropole geklärter oder ungeklärter Natur beeinflusst. Wenige Seemeilen vor der Küste, wo schnell mehrere hundert Meter Wassertiefe erreicht sind, wechselt die Farbe von dunkelgrün auf "azzuro" (mittelmeerblau), Temperaturen im Sommer: 26°C. Der Salzgehalt ist noch höher als in der Nordsee und höher als in der Ostsee sowieso.
Sleipnirs NIRO-Beschläge machen ihrem Namen keine Ehre mehr und die Messingpatina wechselte von dunkelgrün auf hellblau. Auch der Klarlack leidet ordentlich unter der extremen Sonnenbestrahlung. Einkomponentenlack hält ca. 6 Monate. Auf Anraten der Einheimischen wird nunmehr Zweikomponentenlack angewendet.  

Alles in Allem ging der "Traum in Erfüllung", auf eigenem Kiel im Mittelmeer zu segeln!

Als Tagestörn bietet sich eine Umrundung der Insel Procida an. Mittags losgesegelt ist man normalerweise am Abend wieder am Liegeplatz, bevor der Seewind einschläft.
Die Durchfahrt zwischen Ischia und Procida hat sich allerdings als tückisch erwiesen: Die hohe und kurze Kreuzsee auf ein bis zwei Seemeilen läßt sich mit ausreichend Wind zügig durchkreuzen, läßt dieser jedoch zwischen den Inseln nach, findet man sich ohne Fahrt in einer "Hacksee" wieder. Die Segel hauen einem um die Ohren und blaues Wasser kommt an Deck. Plötzlich ist der Flaggenstock samt Flagge verschwunden. An Außenborder-Einsatz ist nicht zu denken. Bald ist dann einer der wenigen Momente gekommen, in denen man sich den Zündschlüssel wünscht, der einfach nur den Diesel startet und das Boot aus dem Schlamassel schiebt. Statt dessen steckt es für Stunden zwischen den vorbeisausenden Speedbooten fest. Wenigstens ist das Wasser tief und die Stömung setzt nicht auf irgendwelche Untiefen. Gegen Abend kommt endlich der ersehnte Landwind auf und mit wieder ausreichend Anströmung an den Segeln geht es raus aus dem Trichter.
Statt wie üblich um acht ist man dann erst gegen Mitternacht wieder am Liegeplatz.

Im August 2008 kam es in der Bucht von Pozzuoli zu einer Begegnung mit 8mR "Olympia" (Fotos leider nicht mehr vorhanden).
Sie hat Ihren Liegeplatz im Yachthafen von Neapel und wurde von der Eignerfamilie gesegelt. Ihr Rumpf war weiß gestrichen und am Bug mit den olympischen Ringen versehen. Sie trug alte Baumwollsegel und wurde sicher nicht sehr ambitioniert gesegelt. Sleipnir hatte jedenfalls keine Mühe, sie einzuholen und schließlich in lee zu passieren.

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Freitag, 17. Dezember 2010

Der Liegeplatz


Liegeplätze in einer Marina sind am Mittelmeer sehr viel teurer als an der Ostsee. In Neapel muß man für eine 12 Meter lange Yacht etwa mit einem Tausender rechnen (nicht p.A., p.M.!). 
"Sleipnir IV" liegt nicht in einer Marina, sondern wie in dieser Region üblich, an Mooringbojen, im Naples NATO Yacht Club (NNYC) 


Die Bucht von Nisida mit den Moorings des NNYC

Die Mooringplätze in der Bucht vor der Insel Nisida sind gut vor Wind und See geschützt. Bei kräftigen Westwinden, wie sie auch hier im Winter vorkommen, läuft dennoch eine Dünung von ein- bis anderthalb Meter in die Bucht hinein.

Die Pier von Nisida

Linke Hälfte militärisch, rechte Hälfte Gelände des NNYC
Oben links: "Sleipnir IV", unten rechts: Der Jeep des Eigners
  
"Sleipnir IV"
(unten, Schlauchboot am Heck: Eigner ist an Bord)
Die Mooringbojen an Bug und Heck von Sleipnir stehen auf acht Meter Wassertiefe. Ihre Heckboje ist gleichzeitig Bugboje für das dahinter liegende Boot. 
Am Meeresgrund sind Betonklötze verankert, die durch starke Grundketten  miteinander verbunden sind. An diesen sind die leichteren Bojenketten angeschäkelt.


Moorings des NNYC
Wie kommt man hin?  So!
Der immerwährende Swell und die immer presenten Motorboote, die niemals langsam fahren, beanspruchen die Festmacher stark. Sleipnirs 20 Milimeter Nylon-Festmacher hielten etwa zwei Monate bis zum Bruch. 

Zwei Drähte sind mit einen Karabiner in Klüsen
an Bug und Heck eingeklinkt
Aus diesem Grunde wird Sleipnir nun von Drahtseilen gehalten, die direkt an den Ketten angeschlagen sind.

Ein Draht läuft an die Bojenkette,
der andere (mit Ruckdämpfer) an die Grundkette

Die blaue Sicherungsleine dient nur noch zum Ab- und Anlegen



Zum Ablegen wird kein Motor benötigt. Das Boot wird segelklar gemacht und die Karabiner an Heck und Burg ausgeklinkt (sie sinken ab und können später an den Sorgleinen wiedererlangt werden). Das Boot wird nun noch durch die Sicherungsleinen gehalten. Nach lösen der achteren Sicherungsleine dreht es in den Wind und die Segel können gesetzt werden. Durch Auflaufen der Bugleine bringt man etwas Fahrt ins Boot, so daß vom Wind abgefallen und der Liegeplatz unter Segel ohne Gefahr für die anderen Bojenlieger verlassen werden kann.

Zum Anlegen wird das Großsegel, oder falls vor dem Wind, beide Segel geborgen. Bei kleiner Restfahrt wird die Bugboje quer zum Wind angelaufen. Die Sicherungsleine kann so problemlos gegriffen und mit voller Länge belegt werden. Volle Länge, damit beim Schwojen das Heck irgendwann an der Heckboje vorbeikommt und auch hier die Leinenverbindung hergestellt werden kann (Sollte das nicht gelingen, hilft nur das Beiboot).
Nach Seeklar zurück werden die Drahtseile an den Sorgleinen geholt und in die Klüsen eingeklinkt.

Über Winter bleiben die Boote im Wasser und kommen ledeglich für eine "Maintenance Period" an Land.
Sleipnir steht dann auf dem Gelände den NNYC. Der Mast bleibt üblicherweise gestellt.

"Maintenance Period" auf dem Gelände des NNYC.




Donnerstag, 18. November 2010

Von der Ostsee ins Mittelmeer


2007, endlich ist es soweit! Seit einem Jahr leben wir nun in Italien und das Schiff steht immer noch in Deutschland rum. Im August ist alles organisiert. Ein passender Liegeplatz in Neapel musste gefunden werden.

Genauso wie ein bezahlbarer Transport . . .

Vom Trailer . . .
 
. . . auf den Transporter.

Nach dem Verladen . . .

. . . folgt der "Internationale Yacht-Transport".

Schließlich nehmen wir Sleipnir in Baja/Neapel in Empfang.

Da die Arbeitslöhne in Süd-Italien erheblich geringer sind als in Deutschland (einfacher Arbeiter etwa zehn Euro pro Stunde) sollte man meinen, daß auch das Kranen billiger ausfällt.


Am Mittwoch den 22.August 2007 . . .

. . . schwimmt sie endlich im Mittelmeer !

Das ist ein Irrtum! Eine Yacht bedeutet in Neapel absoluten Luxus, ihr Eigner ist demnach "reich".
Je nachdem wie "edel" das Boot also daher kommt, wird der Eigner dann für die jeweilige Dienstleistung "großzügig taxiert".

Nur noch auffriggen . . .

. . . und es kann losgehen!

Da ist natürlich erheblich Spielraum drin. Aber auch nach harten Verhandlungen war das Kranen für Sleipnir immer noch rund doppelt so teuer wie in Deutschland. 

Süd-Italien halt !                                            Der Liegeplatz